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Christus Tryptichon

Als wir in der Redaktionssitzung über einen Beitrag zur Rubrik „ausgefallen aufgefallen“ nachdachten, erzählte uns Heinz Holey, der sich im Gemeindebrief unter anderem um die Werbung kümmert, folgende Geschichte:

Im Sommer 2022 habe er sich wegen eines Termins in Hannover aufgehalten. Da noch Zeit war, habe er den Flohmarkt an der Leine besucht. Als Vorsitzender der Werbegemeinschaft Detmold hatte er über viele Jahre den Detmolder Flohmarkt mit aufgebaut und organisiert. So war es für ihn von Interesse, was in anderen Städten in diesem Bereich passiert. 

Herrn Holey fiel ein dreiteiliges Holzrelief auf wegen seiner besonders schönen handwerklichen Schnitzereien und der besonderen Ausdruckskraft der Bildgestaltung. Dass Szenen aus dem Neuen Testament dargestellt waren, habe er zuerst gar nicht bemerkt. Es hatte sich nämlich ein Mitbewerber für das Bild am Stand gemeldet, und so war er zunächst nur darauf aus, das Relief für sich zu sichern und wegzukommen, was ihm auch gelang. Erst zu Hause habe er die Zeit gehabt, sich die Motive genauer anzusehen und habe die religiösen Inhalte wahrgenommen.

Christus Tryptichon
Christus Tryptichon

Wir haben es uns dann noch einmal gemeinsam angesehen:

Über die Arbeit selbst ist nichts bekannt, es stamme möglicherweise aus Süddeutschland. Auf der Rückseite seien zwei Buchstaben eingeritzt. Die waren aber nicht zu sehen, da das Bild fest verdübelt an der Wand hängt. Es scheint sich um Weichholz zu handeln, die grob ausgeführten Schnitzereien sind an den Kanten farblich in Rot, Blau und Weiß gestaltet.

Alle drei Darstellungen handeln vom Leben Jesu. Jede Szene ist gefasst durch einen romanischen Rundbogen, der von zwei Säulen getragen wird.

Das erste Relief zeigt Maria und den Verkündigungsengel. Der Engel kniet vor Maria, in seinen Händen hält er einen Palmwedel. Die senkrecht geschnitzten Linien im Flügel, die die Federstruktur aufzeigen sollen, setzen sich wunderschön fort im blauen Gewand, nur unterbrochen von einem roten Hemd. Maria, mit einer Gloriole um ihren Kopf, ist nach rechts geneigt, sie scheint sich auf einen Bücherstapel zu stützen, weggeneigt vom Engel, wahrscheinlich im ersten Schreck vor der himmlischen Erscheinung. 

Die Marienlegende überliefert, dass Maria im Psalter gelesen hat, als der Engel ihr erschienen ist. Diese Legende muss der Künstler gekannt haben.

Das zweite Bild handelt von der Geburt Jesu. Maria und ihr Kind liegen in einem Bett. Maria hält Jesus zärtlich im Arm. Die Köpfe beider sind von Gloriolen umgeben. Beide liegen warm unter einer gesteppten Decke auf einer weichen Matratze. Ein sorgsam gefältelter Behang verdeckt das Bettgestell. 

Im Mittelalter war es durchaus üblich, die Geburtsszene in einem normalen Wohnraum bzw. Schlafgemacht zu zeigen, statt in einer Krippe im Stall. Diese Bildtradition hat der Künstler hier aufgegriffen. Lediglich Ochs und Esel im Hintergrund sind als Zitat der Stallgeburt eingefügt. 

Ein Engel stürzt sich mit geschlossenen Augen fast senkrecht von oben in Richtung Bett, als ob er sich zu Mutter und Kind kuscheln möchte. Zum Schmunzeln, der unbekannte Künstler hatte auch Humor.

Das dritte Bild handelt von der Kreuzabnahme. Jesus ist mit vier Nägeln ans Kreuz geschlagen, eine in der Romanik übliche Darstellungsweise. Das Relief zeigt den Moment, in dem der Leib Christi vom Kreuz herabgelassen wird. 

In der Mitte der Bildkomposition ist die Christusfigur, noch mit dem linken Arm am Kreuz hängend. Joseph von Arimathea hat den rechten Arm um seine Schulten gelegt und stützt mit beiden Händen den leblosen Körper des Gekreuzigten. Der herabhängende Arm wird von Maria liebevoll gehalten, sie hat ihre Augen von Trauer und Schmerz geschlossen.

Der Engel ist auch noch einmal zu sehen: er klemmt unglücklich wie abgestürzt in der rechten Bildhälfte quer zwischen Kreuz und Säule.

Das auf den ersten Blick recht grob geschnitzte Relief, in dem keine Fläche geglättet wurde, weist in seiner Bildkomposition viele zauberhafte Details auf. Die Gesichter, die Haltung der Hände und der Körper sind ausdrucksvoll und berührend, es ist eine wirklich schöne Arbeit. Gerne würden wir mehr über den Künstler und sein Werk erfahren.

Die Schönheit und Ausdruckskraft des Reliefs faszinieren Herrn Holey immer noch und er kann sich nicht vorstellen, das Bild noch einmal herzugeben. Er hat es in seinem großen Weinpräsentationsraum aufgehängt.

Heinz Holey

Karin Strate

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