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Alte Kirche zu Suurhusen Der schiefste Kirchenturm der Welt

Schon oft führte mich der Weg in die Stadt Norden bzw. auf die Insel Norderney, um dort lebende Freunde zu besuchen. In diesem Jahr stand ein weiterer Besuch auf dem Programm. An der B 210 zwischen Emden und Norden steht in Suurhusen auf einer Warft eine Backsteinkirche, die gut von der Straße sichtbar ist. Das war das erste Ziel auf unserer diesmaligen Reise.

Es war schon lange mein Wunsch, hier eine Pause einzulegen. 

Backsteinkirchen sind in Ostfriesland ab Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut worden. Die Technik der Backsteinherstellung ist wohl aus den Niederlanden nach Ostfriesland gebracht worden.

Die Kirche in Suurhusen wurde wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts als Apsissaal ohne Turm gebaut. Das Gebäude war ursprünglich 32 Meter lang und 9,35 Meter breit. Die Apsis hatte einen Radius von ca. 3,50 Metern.

Es handelt sich hier in Suurhusen um eine wuchtige Backsteinkirche, die wie andere Kirchen auch in Ostfriesland zu sehen sind. Nur in Suurhusen ist es ganz anders.

Um 1450 wurde der Turm an die Kirche angebaut, dafür musste das Kirchenschiff in der Länge um ein Viertel gekürzt werden, da auf der Warft kein Platz vorhanden war. Das Mauerwerk wurde auf Eichenbohlen fundamentiert, wie neuere Untersuchungen ergaben. 

Ich habe den Kirchhof durch ein großes Holztor betreten, hinter dem sich der Friedhof befindet, der um die Kirche herum angelegt ist. Ganz langsam bin ich auf die Kirche zugegangen. Ich bemerkte, dass der Turm sehr stark nach rechts geneigt ist. Ein eigenartiges Gefühl, am liebsten hätte ich ihn mit ausgebreiteten Armen aufgefangen. Aber er kippte nicht und stand mit dem Kirchenschiff verbunden fest auf der Warft. Ich hatte aber immer noch das Gefühl, irgendwie schief auf die sehr klein wirkende Tür zuzugehen. Im Innenvorraum verlor sich dann diese Vorstellung und ich war erfreut, den ehrenamtlichen Kirchenführer Eilt Dirks zu treffen, mit dem ich verabredet war und der mir die Kirchentür mit einem gewaltigen Schlüssel öffnete. Die Tür führt zu einem Vorraum in dem diverse Gegenstände aufbewahrt sind. Die alte Turmuhr, eine Gedenktafel mit für uns fremdartiger Beschriftung, das historische Uhrwerk sowie ein altes kunstvoll gestaltetes Grabkreuz. Der Innenraum der Kirche vermittelt einen ganz anderen Eindruck. Das Gestühl, die zwei Emporen sind aus Holz gefertigt, deren Anstrich aus dem 19.Jahrhundert ist. Alles zusammen bildet einen starken Kontrast zu der kalten und rohen Backstein- Architektur der ihn umgebenden Kirchenmauern. 

Im Innenraum sind die Kanzel aus dem späten 17. Jahrhundert, das Taufbecken aus dem 13. Jahrhundert zu sehen. Herrn Dirks hat es der Karkstoven sehr angetan, den er uns mit dem Hinweis zeigte, dass er mit Torfglut befüllt wurde und die Röcke darüber gezogen wurden. So konnte die Wärme bis weit unter die Röcke kriechen. Vielleicht werden wir auch noch auf diese Wärmequelle demnächst zurückkommen? Der Turm kann aus Sicherheitsgründen nicht bestiegen werden.

So verlassen wir die Kirche und schauen uns das Bauwerk, besonders den Turm von außen genauer an.

Durch eine verbesserte Entwässerung an der Küste Anfang des letzten Jahrhunderts bis heute, senkte sich der Grundwasserspiegel. Dies hatte zur Folge, dass die sonst vom Grundwasser konservierten Eichenbohlen zersetzten und das Gewicht nicht mehr tragen konnten. Im Jahre 1982 wurde mit der Sanierung der Fundamente begonnen. 1989 folgten umfangreiche Sanierungsarbeiten, da der Giebel des Turmes einzustürzen drohte. 2004 wurden im Rahmen der Dachsanierung Schäden entdeckt. So waren weitere Sanierungsarbeiten am Turm fällig. Man legt großen Wert darauf, dass handwerkliche Spuren der Geschichte am Mauerwerk erhalten bleiben. Ursprünglich war der Turm mit einem 12 m hohen Dachreiter ausgestattet, der wurde jedoch 1926 abgebaut, um das Kippen des Turmes zu verhindern. 

Nun verabschiedete sich Eilt Dirks von uns, da er zu einem „adeligen Essen“, nämlich von gestern erwartet wurde.

Wir umrunden noch einmal das Gebäude entlang der Gräfte und lassen die Kraft, die davon ausgeht auf uns wirken und verlassen auf einer Brücke das Gelände. Gut können wir uns vorstellen, dass die Kirche bei Sturmfluten als Rettungsinsel benutzt wurde.

Der Turm steht heute noch. Er ist der schiefste Turm der Welt mit einem Neigungswinkel von 5,19 Grad, der Turm von Pisa hat einen Neigungswinkel von 4,65 Grad, anhand der Guiness World Records Unterlagen. Nach den Berechnungen mit den heutigen Daten steht der schiefste Kirchenturm nicht in Pisa, sondern in Suurhusen. Auf dem Weg zum Auto drehe ich mich noch einmal um und habe das Bild von der Kirche mit dem buckeligen Kirchenschiff und dem schiefen Turm vor mir. Auch der Kirchenführer mit seinem Mutterwitz bleibt mir in Erinnerung. Möge alles noch lange so erhalten bleiben!!

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